Unterwegs mit Routenbetreuer Valentin
Interview mit Routenbetreuer Valentin Schmid
Text und Interview: Sandra Bruhin
Nie irgendwo im Nirgendwo
Stellen Sie sich vor, Sie wandern durch Felder und Wälder und nichts ist signalisiert. Sie wissen nicht, wie weit Ihr Ziel noch entfernt ist und ob Sie bei der nächsten Gabelung links oder rechts abbiegen müssen. Der Akku Ihres Smartphones hat sich eben verabschiedet. Kein angenehmer Gedanke. Aber keine Sorge - auf dem 1'650 km langen Wanderwegnetz im Aargau passiert Ihnen das bestimmt nicht. Dank den gelben, wegweisenden Schildern namens Wegweiser, Richtungszeiger, Rhomben und Co. bleibt niemand orientierungslos. An 1'100 Standorten stehen sie stets sauber, gut sichtbar, frisch gemalt oder unbeschädigt uns Wanderern zur Verfügung. Dafür sorgen 85 freiwillige Mitarbeitende des Vereins Aargauer Wanderwege. Mit viel Sorgfalt und Leidenschaft halten sie die Wege in Schuss.
"Da kommen pro Jahr schnell mal 2'800 Einsatzstunden von unseren freiwilligen Mitarbeitern zusammen", meint Geschäftsleiter Horst Sager.
Dieses Jahr mussten die Routen Corona-bedingt etwas länger als üblich auf ihr Pflegeprogramm warten. Normalerweise startet die Arbeitssaison im April mit der Mitarbeitertagung, bei der auch das bestellte Material für den Streckenunterhalt abgegeben wird. Dort tauscht man sich aus und wird auf die bevorstehende Signalisations-Saison vorbereitet. Valentin betont, dass es besonders wichtig ist, dass das ganze Wanderwegnetz nach festgelegten Normen unterhalten wird, sodass die Wandernden eine gute und vor allem einheitliche Signalisation vorfinden. Alles ist in einem grossen Handbuch – der Routenbetreuer-Fibel - festgelegt. Auf welcher Höhe die Tafeln befestigt werden müssen, wo, wie sie montiert und verankert werden müssen und vieles mehr. Jeder erhält zu Beginn seiner Tätigkeit vom Geschäftsleiter persönlich einen Einführungstag. Später gibt es immer wieder Auffrischungskurse.
Nach ca. einem Jahr kam dann der Anruf und sein Einsatz begann. Er startete mit dem Jura Höhenweg, einem schweizweit bekannten Weg, in der Region Bözberg und Brugg.
Zu diesem Zeitpunkt erfolgte der Wechsel beim Jura Höhenweg von den rot-gelben zu den normalen gelben Markierungen sowie der zusätzlichen Tafel mit der Nr. 5.

Ich erkundige mich nach mutwilligen Beschädigungen oder Vandalenakten. Valentin meint, es komme schon mal vor, dass im Gönhard-Gebiet die gegnerische Fangemeinde des FC Aaraus an sämtlichen Pfosten und Wegweisern ihre Kleber aufbringen. Alkoholismus kann zu Kraftakten und Verbiegungen an Schildern führen oder Lausbuben freuen sich, wenn ein Wegweiser plötzlich in die falsche Richtung zeigt. Ich merke schnell, dass er sich von solchen Aktionen nicht provozieren lässt und geduldig einem Wegweiser am Suhre-Uferweg zu neuem Glanz verhilft.
Er packt seine Werkzeugkiste wieder ins Auto. Ich will noch wissen, was ihn am Job am meisten freut und was das Herausforderndste sei. Am meisten freue ihn jeweils das spontane Lob oder der Dank eines Passanten. Die Leute seien dankbar für das was er und seine Kolleginnen und Kollegen machen und das sei eine schöne Genugtuung. Und das Herausforderndste? Valentin schmunzelt und sagt mit einem Augenzwinkern, es seien zweifelsohne die hohen Anforderungen seines Chefs. Aber genau denen ist es wohl auch zu verdanken, dass der Aargau auf ein so einwandfreies und intaktes Wanderwegnetz stolz sein darf.